28. Juli 2017

Agentur

It’s storytime – ein Machtkampf der Social Networks

Storytelling im Social-Media-Marketing

Schnell muss es sein, vergänglich und möglichst detailreiche Einblicke in das Privatleben bieten …

Das sind die Anforderungen, die viele Social-Media-Nutzer schon lange an neue Online-Kanäle stellen. Nicht zuletzt aus diesem Grund bedient sich die Prominenz mit wachsender Begeisterung an den Story-Funktionalitäten sozialer Netzwerke und gibt ihren begeisterten Fans dadurch das Gefühl, authentisch und nahbar zu sein.

Dass Snapchat 2011 aus dem Nichts heraus entstand und die recht junge Zielgruppe mit eben diesen Bedürfnissen ansprach, ist weitgehend bekannt. Ein Netzwerk zu kreieren, welches Fotos an Freunde versendet und nach Sekunden wieder verschwinden lässt, war bislang neu. Diese Idee von Robert Murphy und Evan Spiegel traf daher auf äußerst positive Rückmeldungen. Über den Instant-Messaging-Dienst wurden schon 2013 über 350 Millionen Nachrichten, sogenannte Snaps, pro Tag versendet.

Snapchat bringt Instant-Messaging auf eine neue Ebene

24 Stunden lang kann man befreundeten Snapchat-Usern einen kurzen Einblick in seinen Tag  gewähren und diesen in Form von Bild-, Text- und Filmmaterial selbst kreativ gestalten.

Die Erfolgsstory, die mit dieser Idee einherging, setzte sich jedoch nicht konstant fort. Nach dem großen Boom der App 2013, als Snapchat langsam aber sicher auch in Deutschland Fuß fasste, hatte das Unternehmen in den letzten Monaten einige schwere Rückschläge zu verkraften. Die Frage nach dem Warum ist leicht zu beantworten: In der Social-Media-Branche sollte man sich bekanntlich immer in Acht nehmen, sobald Mark Zuckerberg seine Hände ins Spiel bringt.

Nachdem der Facebook-Boss dem Snapchat-CEO Evan Spiegel 2012 angeboten hatte, Snapchat für eine Summe von zunächst einer und später drei Milliarden US-Dollar aufzukaufen – dieser jedoch ablehnte – war der Kampf eröffnet.

Bühne frei für die neuen Social-Media-Wars!

Im August 2016 brachte die Facebook-Tochter Instagram die Story-Funktion auf den Markt und trat damit in direkte Konkurrenz zu den florierenden Stories bei Snapchat. Und das mit keinem geringen Erfolg! Da sich Instagram schon auf eine große und aktive Community berufen konnte, schien der offensichtliche Ideenklau von Snapchats Kernfunktion die jungen Nutzer kaum zu interessieren. Die Userzahlen der Instagram Stories wachsen stetig: Während im Oktober letzten Jahres 100 Millionen Nutzer über Instagram tagesaktuelle Einblicke gewährten, sind es mittlerweile bereits 250 Millionen Personen. Snapchat hingegen gewann seit Anfang letzten Jahres nur 44 Millionen neue Nutzer und verzeichnet somit ein viel geringeres Wachstum. Insgesamt wird die App derzeit täglich nur von circa 166 Millionen Usern aktiv genutzt, Instagram hingegen von über 500 Millionen. Snapchat droht als einstiger Pionier den Anschluss zu verlieren.

 

Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/659687/umfrage/taeglich-aktive-nutzer-von-instagram-stories-weltweit/

Die Story-Funktion macht Karriere

Der ebenfalls unter Mark Zuckerbergs Regie stehende Nachrichtendienst WhatsApp zog mit dem visualisierten Status im Februar 2017 nach. Was angeblich nur eine logische Weiterentwicklung des bereits existierenden Status in Textform sei, erinnert doch eindeutig an die klassische Story von Snapchat & Co. Die Stories erobern die sozialen Netzwerke auf ganzer Linie. Während die Instagram-Story hauptsächlich dem Aufbau von Followern und Views dient, eignet sich die Statusfunktion bei WhatsApp eher zu Unterhaltungszwecken und richtet sich an eine privatere Zielgruppe. Schließlich folgt man auf WhatsApp deutlich weniger fremden Personen als auf dem Fotonetzwerk. Auch beim Konkurrenten WhatsApp sehen die Nutzerzahlen besser aus als beim Pionier Snapchat. Bereits über 175 Millionen WhatsApp-User nutzen das neue Tool täglich – eine Nachricht, die Snapchat-Gründer Evan Spiegel in Zeiten des Börsengangs gar nicht schmecken dürfte.

Trotz dieses Erfolgs ließ man es sich natürlich auch bei Facebook selbst nicht nehmen, in das Geschäft der kurzlebigen Alltags-Präsentation einzusteigen. Mit „Messenger Day” folgte im März dieses Jahres eine weitere Variante der Snapchat-Idee. Die klassische Messenger-App wurde durch ein story-ähnliches Feature ergänzt, das es den Nutzern ermöglicht, unter der Option „Mein Tag“ Bilder und Videos zu Ereignissen aus dem Leben mit Freunden teilen zu können. Während man bei Instagram- und Snapchat-Stories hauptsächlich von vergangenen Erlebnissen berichtet, zielt „Messenger Day” eher auf aktuelle Aktivitäten. So ermöglicht die neue Story-Funktion Facebooks, gezielt nach Aktivitäten wie beispielsweise „ins Kino gehen” zu suchen.

Quelle: https://de.statista.com/infografik/8516/snap-vs-facebook/

 

Die Funktionen und Zielgruppen der unterschiedlichen sozialen Netzwerke verschwimmen immer mehr. So lässt sich schwer sagen, wo die Stories – außer bei ihrem Erfinder Snapchat – ihren rechtmäßigen Platz einnehmen.

Als Letzter im Bunde schloss sich auch noch die eigentliche Facebook-App an und warf kürzlich die Facebook-Story auf den Markt. Eine identische Kopie von Snapchats Kernfunktion, die man nun stets präsent am oberen Bildrand im Newsfeed finden kann. Zu den Plagiatsvorwürfen reagierte der Facebook-Produktmanager Monga:

„Wir haben festgestellt, dass visuelle Kommunikation bei den Nutzern immer wichtiger wird. Und die Inhalte wollen sie nur für eine begrenzte Zeit teilen. Deshalb haben wir uns dafür entschieden.”

Aber können alle fünf Versionen eines nahezu identischen Prinzips gleichermaßen zu einer Erfolgsstory werden?

Wohl kaum: Denn die Story-Funktionen der sozialen Netzwerke stoßen auf unterschiedliche Resonanz. Während es User gibt, deren Stories auf allen Kanälen präsent und stets aktuell sind, entscheiden sich andere bewusst für ein soziales Netzwerk, welches sie mit Inhalt versorgen. Schließlich bedeutet es doppelten Aufwand, sowohl Instagram als auch Snapchat zu bespielen. Wieder andere Nutzer widersetzen sich dem Trend strikt und boykottieren die Story-Funktionen in voller Bandbreite. Dieses Phänomen ist nicht neu: Im Netz regiert für gewöhnlich das „Recht des Stärkeren”. Man denke nur an die vergangenen Social-Media-Wars, in denen beispielsweise schon MySpace von Facebook verdrängt wurde.

Die marktführenden sozialen Netzwerke teilen sich nun also die Idee, kurzlebigen Content mit anderen Usern zu teilen. Es bleibt abzuwarten, wer den Kampf unter den Snapchat-Plagiaten gewinnt – oder ob der Erfinder selbst das Rennen machen wird. Als User kann man sich aber entspannt zurücklehnen und Stories posten, was das Zeug hält. Man hat ja schließlich eine große Auswahl.

Unternehmen können ausgewählte Kanäle in ihr Marketingkonzept aufnehmen und damit den Kundenstamm weiter aufbauen. Besonders, um eine junge medienaffine Zielgruppe zu erreichen, eignen sich die kurzlebigen Content-Kanäle hervorragend. Die Ad-Formate bei Snapchat sind innovativ und kreativ: Gesponserte Geofilter und Lenses bringen dem potenziellen Kunden das Produkt durch Live-Effekte, Rahmen und Grafikelemente spielerisch näher und die Snap-Ads mischen sich in Form von Fullscreen-Videos zwischen die Stories der Nutzer. Instagram bietet neben Carousel-, Photo- und Video-Ads noch Slideshows und Stories-Ads an. Während sich WhatsApp eher als unmittelbarer Dialog-Kanal zur Kommunikation mit Kunden eignet, sind Instagram und Snapchat  sehr wohl als Content-Kanal geeignet.

Gerne beraten wir Sie, wie Sie die digitale Story Ihres Unternehmens am besten inszenieren.

Folge uns auf LinkedIn