23. Oktober 2025

Künstliche Intelligenz

Das ist dran am Hype um KI-Influencer – KI-Influencer in Kampagnen nutzen

KI-Influencer werden immer beliebter und auch Unternehmen wie Calvin Klein, Prada, Samsung oder Balmain haben sie schon für ihre Kampagnen eingesetzt. Dabei geht es längst nicht mehr um langweilige Roboter, sondern über perfekt gestylte, hyperrealistische digitale Personen. Von Luxusmarken bis zu Tech-Start-ups: Virtuelle Influencer übernehmen die Bühne. Aber was steckt wirklich hinter dem Hype? Viel Spaß beim Lesen!
Titelbild "Das ist dran am Hype um KI-Influencer"

Inhaltsverzeichnis

Was sind KI-Influencer?

Unter dem Begriff “Influencer“ verstehen die meisten NutzerInnen wahrscheinlich eine reale Person, die ihr Leben, ihre Produkte und ihre Empfehlungen auf Social Media teilt. Doch die digitale Welt hat nun, wie sollte es anders sein, den KI-Influencer als neue Entwicklung hervorgebracht. Hierbei handelt es sich um fiktive Persönlichkeiten, die ausschließlich in der virtuellen Welt existieren. Sie sehen täuschend echt aus, verhalten sich ganz wie menschliche Vorbilder, posten ihre neuesten Outfits, teilen Urlaubs-Updates und gehen Markenkooperationen ein. Das Spannende daran ist, dass hinter diesen KI-Influencern meist keine Einzelpersonen stecken, sondern ein strategisch denkendes Team aus Agenturen, Unternehmen oder Kreativstudios. Sie planen das Auftreten des KI-Influencers bis ins kleinste Detail vom Aussehen und der Persönlichkeit bis hin zu Mimik und Gestik. All das wird vorab in einem digitalen Skript festgelegt. Da alles gescriptet ist, können die virtuellen Influencer jederzeit und genau nach den Kampagnenanforderungen eingesetzt werden. Fast ohne Überraschungen oder menschliche Fehler.

Strategische Vorteile von KI-Influencern

KI-Influencer bieten zahlreiche Vorteile. Vor allem in Bezug auf Kosten, Zeitersparnis und das Image der Marke.
Durch ihre Generierung liegt es in der Hand des Erstellers bzw. der Marke, wie sich der Influencer verhält. So kann über Mimik, Tonalität und Bildsprache entschieden werden, wodurch der Influencer genau nach den vorgegebenen Präferenzen agiert. Auf diese Weise lassen sich beispielsweise Skandale größtenteils vermeiden und das Markenimage bewahren.
Auch die Kosten sind ein weiterer Pluspunkt von KI-Influencern. Zwar können diese je nach gewähltem Tool variieren, abhängig vom Entwicklungsteam, den erforderlichen Lizenzen und dem notwendigen Know-how, doch das Endergebnis ist ein eigener Werbebotschafter, der kein zusätzliches Honorar benötigt und keine aufwendige Produktion mehr erfordert.
Ein weiterer Vorteil von KI-Influencern ist die Zeitersparnis. Zwar erfordert die Entwicklung anfangs einen höheren Zeitaufwand, doch auf lange Sicht entfällt dieser teilweise und wird lediglich durch verschiedene Anweisungen für unterschiedliche Kampagnen ersetzt. Dadurch entfallen Produktionszeiten und Briefings, wie sie in diesem Rahmen sonst notwendig wären. Auch die Abnahmeschleife wird deutlich kürzer, da sich die Wünsche bereits zu Beginn klar definieren lassen und Anpassungen einfacher umzusetzen sind.
Dank dieser vergleichsweise unkomplizierten Anpassungen kann sich ein KI-Influencer zudem besser auf unterschiedliche Zielgruppen einstellen, da er mit gezielten Informationen gefüttert werden kann, um eine bestimmte Zielgruppe anzusprechen.

Herausforderungen von KI-Influencern

Glaubwürdigkeit schaffen

Die größte strategische Hürde im Umgang mit KI-Influencern ist die Wahrnehmung von Künstlichkeit durch die Konsumenten. Virtuelle Botschafter laufen schnell Gefahr, oberflächlich, generisch oder gar leblos zu wirken. Diese digitale Perfektion führt bei den Nutzern schnell zu einer emotionalen Distanz, wodurch das Engagement sinkt. Im schlimmsten Fall fühlen sich Konsumenten getäuscht, weshalb der entscheidende Erfolgsfaktor lautet: Ein KI-Influencer muss möglichst so authentisch wie eine reale Person wirken.

Die Story ist der Schlüssel

Seien wir ehrlich: Niemand mag bloße „Werbefiguren“. Der Erfolg des KI-Influencers hängt maßgeblich davon ab, dass er nicht wie eine leblose Puppe wirkt. Um die anfängliche Skepsis zu knacken, muss der virtuelle Charakter echte Substanz liefern und eine Story erzählen, die die Community fesselt. Das bedeutet, dass die digitale Persona mit nachvollziehbaren Stimmungen, eigenen Werten und einem individuellen Alltag aufgeladen werden muss. Nur wenn eine konsistente, tiefgründige Erzählung geboten wird, ob über Mode, Gaming oder Nachhaltigkeit, entsteht eine echte, emotionale Verbindung zur Zielgruppe. Diese narrative Tiefe schafft Glaubwürdigkeit und ist die Voraussetzung dafür, dass die Werbebotschaften angenommen werden.

Der Kreationsprozess

Obwohl KI-Influencer im späteren Kampagnenbetrieb enorme Effizienz versprechen, ist der Prozess ihrer Erstellung alles andere als einfach. Die Schwierigkeit liegt nicht nur in den Kosten, sondern vor allem im Zeitaufwand für spezialisiertes Personal. Das technische Design des 3D-Modells, inklusive realistischer Texturen, Mimik und Animationen, erforderte lange Zeit das Know-how von CGI-ExpertInnen. Jedoch gibt es inzwischen Methoden, KI-Influencer auch ohne CGI-Expertise zu erstellen. Diese können mithilfe generativer KI-Tools entwickelt werden. Das technische Wissen verschiebt sich dabei von der 3D-Modellierung hin zum Prompt Engineering und zur Postproduktion.

Skepsis der NutzerInnen

Eine Umfrage von YouGov aus dem Jahr 2025 zeigt eine eindeutige Skepsis gegenüber KI-Influencern. Nur 15% von den 1.001 Befragten sehen es als wahrscheinlich an, dass sie Inhalte von ihnen lesen, ansehen oder damit interagieren würden. Die Hälfte der Befragten sieht es jedoch als unwahrscheinlich an, überhaupt mit KI-Influencern zu interagieren. Es bleibt also die Frage, wie offen die NutzerInnen mit dem virtuellen Influencer umgehen und ob deine Zielgruppe ihm als glaubwürdige Stimme deiner Kampagne vertrauen wird.

Die Phasen der Erstellung eines KI-Influencers

Phase 1: Strategie und Persona-Entwicklung

In der ersten Phase der Erstellung eines KI-Influencers ist es wichtig sich eine Strategie zu überlegen. Was soll das Ziel des KI-Influencer sein? Ist es mehr Aufmerksamkeit für ein Produkt zu generieren oder sollen mehr Produkte gekauft werden und welche Zielgruppe soll besprochen werden? Der KI-Influencer wird anschließend auf deren Werte, Sprachgebrauch und Interessen zugeschnitten. Danach geht es an die Entwicklung des KI-Influencers selbst. Es muss überlegt werden, wie der Influencer aussehen soll, welchen Sprachgebrauch er hat und welche Werte er vertritt. Außerdem muss die Lebensgeschichte entwickelt werden, also wo er lebt, was seine Interessen sind und wie sein Leben so verläuft (“Sims”-SpielerInnen sind hier klar im Vorteil 😉 ). Es sollten gezielt kleine „Unvollkommenheiten“ oder Nischeninteressen eingebaut werden, um die Authentizität zu steigern und zu verhindern, dass der Avatar zu künstlich und unheimlich auf die NutzerInnen wirkt.

Phase 2: Kreation und Setup

Die Entscheidung, ob ein bestehender KI-Influencer lizenziert oder ein eigener erstellt werden soll, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ein lizenzierter Influencer ist in der Entwicklung weniger zeitintensiv, dafür ist die Kontrolle über ihn jedoch geringer. Bei einer Eigenentwicklung verhält es sich genau umgekehrt. Hierbei muss der Influencer als 3D-Modell erstellt und animiert werden. Das erforderliche Know-how und die entsprechende Technik müssen dafür im Vorfeld eingeholt werden. Kleine Teams oder Einzelpersonen nutzen oft Kombinationen aus den Programmen Daz 3D/Character Creator und Blender/Unreal Engine. Es können aber auch KI Tools wie Gemini genutzt werden, um Bilder des KI-Influencers generieren zu lassen. Große Studios setzen auf die Industriestandards wie Maya und ZBrush, kombiniert mit KI-gesteuertem Motion Capture, um das höchste Maß an Realismus zu erreichen. Bevor der KI-Influencer veröffentlicht werden kann, ist es wichtig, schon 10 bis 15 Posts vorproduziert zu haben. Das ist wichtig, damit der Kanal von Anfang an aktiv und glaubwürdig wirkt. Am besten erstellt ihr für den KI-Influencer Profile auf allen relevanten Social-Media-Plattformen.

Phase 3: Kampagnenmanagement und Optimierung

In der Phase des laufenden Managements liegt der größte Vorteil in der maximalen Kontrolle über das Endprodukt. Da der KI-Influencer nicht im herkömmlichen Sinne gebrieft werden muss, benötigt man lediglich Content-Anweisungen, Skripts und Szenarien direkt für das Produktionsteam. Es treten somit weniger bis keine Missverständnisse auf. Es ist entscheidend, den Avatar nicht als bloße Werbefigur zu nutzen, sondern stets Geschichten mit Substanz zu erzählen, die zur Persona passen, um die Glaubwürdigkeit zu erhalten. Die volle Kontrolle ermöglicht zudem effiziente A/B-Tests, die bei menschlichen Influencern oft schwer durchführbar sind. Für die Messung sollten nicht nur Klicks und Conversions betrachtet werden. Vor allem das Engagement und die Akzeptanz der Community muss gemessen werden. Die gewonnenen Daten aus der Analyse sind entscheidend, um narrative und visuelle Elemente der KI-Persona präzise zu optimieren und so die höchsten Conversions zu erzielen.

Fazit und Ausblick

KI-Influencer sind weit mehr als ein kurzlebiger Hype. Sie stellen eine strategische Weiterentwicklung im Influencer-Marketing dar und bieten Marken die Kontrolle über die Botschaft und das Design. Außerdem haben sie ein geringeres Risiko für unvorhersehbare Skandale und ermöglichen langfristig eine effizientere Budgetplanung durch den Wegfall von Reisekosten und komplizierten Briefings. Wenn man ein gewisses Know-How hat, sind sie somit sehr gut für den Einsatz in Kampagnen geeignet. Trotz der technischen Möglichkeiten hat der Einsatz von KI-Influencern auch kritische Seiten, wie die Wertschöpfung, das Ausbooten von kleinen und mittleren Influencern und die Qualität des Contents. Die Wertschöpfung verschiebt sich zunehmend hin zu großen Technologieunternehmen bzw. KI-Anwendungsunternehmen, wie Google oder OpenAI, die an der Nutzung ihrer generativen KI-Systeme verdienen. Kleinere oder mittlere Influencer könnten dadurch potenziell ihre Aufträge und somit auch einen Teil ihres Einkommens verlieren, da sie durch KI-Influencer ersetzt werden könnten und die Möglichkeit eines Wachsens verhindert bzw. erschwert wird.
Zudem lässt die Qualität der Ergebnisse, je nach verwendetem Tool, noch zu wünschen übrig. Viele virtuelle Modelle wirken noch nicht vollständig authentisch oder markenkonform, was insbesondere für hochwertige Marken ein Problem darstellen kann. Dies ist natürlich auch ein Stück weit vom Budget für eine solche Entwicklung abhängig. Da die KI-Entwicklung allerdings in den letzten Jahren rasant fortgeschritten ist, bleibt offen, wie lange es noch dauert, bis KI-Influencer genau so alltäglich sein werden wie die KI-Chatsysteme.

Bild von Annika Werwatz
Annika Werwatz

Annika studiert Onlinekommunikation und macht im Rahmen ihres Studiums ein Praktikum bei uns. Wenn sie gerade keine Ads schaltet, macht sie einen Iced Matcha Latte oder kuschelt mit unserem Bürohund Luna.

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